Wahlleistungen strategisch nutzen: Patientenportale als zentrale Schnittstelle

Impulse für Kliniken zur erfolgreichen Implementierung und Positionierung von Wahlleistungen
von Nicole Weider

Wahlleistungen gehören zu den wenigen Einnahmequellen im Krankenhaus, die nicht budgetiert sind – und damit zu den Bereichen, in denen sich wirtschaftliches Potenzial unmittelbar entfalten kann. Im Arbeitsalltag zeigt sich jedoch, dass dieses Potenzial nicht vollständig genutzt wird. Patient*innen lernen Wahlleistungsangebote häufig erst spät kennen, und viele interne Prozesse sind historisch gewachsen, aber nicht konsequent auf eine strukturierte Vermarktung ausgerichtet.

Mit der Einführung der Patientenportale beginnt sich dieses Bild zu verändern. Die Portale schaffen einen neuen, verlässlichen Kontaktpunkt, an dem Patient*innen frühzeitig, transparent und gut verständlich über Wahlleistungen informiert werden können. Für Kliniken eröffnen sich damit neue Handlungsspielräume: Angebote lassen sich klarer positionieren, Beratung und Dokumentation werden nachvollziehbarer, und Abläufe insgesamt effizienter. 

Wahlleistungen als integrierter Bestandteil der digitalen Patient Journey

Ein Patientenportal ist weit mehr als ein technisch-administratives Werkzeug – es wird zum zentralen Begleiter der Patient*innen, der von der Aufnahmevorbereitung bis zur Entlassung, Orientierung und Struktur bietet.


Wahlleistungen sollten daher nicht als isolierte Zusatzoption dargestellt, sondern konsequent in diesen Gesamtprozess eingebettet werden. Ein nahtloses Einbinden gelingt, wenn bestimmte Kernaspekte berücksichtigt. Diese sind unter anderem:

·      Frühzeitige Sichtbarkeit: Patienten erhalten bereits vor dem Klinikaufenthalt einen transparenten Überblick über verfügbare Wahlleistungen und können ihre Entscheidung in Ruhe und ohne Zeitdruck zu Hause treffen.

·      Gezielte Angebotskommunikation: Klare, verständliche Informationen schaffen Orientierung und stärken das Vertrauen in die angebotenen Leistungen.

·      Automatisierte Erinnerungen: Digitale Reminder führen Patienten zuverlässig durch den Prozess, erinnern an offene Schritte und reduzieren Rückfragen.

·      Guided Decision Support: Interaktive Elemente wie Vergleichstabellen, Erläuterungstexte oder kurze Videos erleichtern eine fundierte Entscheidung.

Diese integrierte Herangehensweise wirkt auf mehreren Ebenen: Sie entlastet Mitarbeitende, verbessert das Verständnis auf Patientenseite und steigert gleichzeitig die Abschlussquote – ein entscheidender Schritt, um Wahlleistungen wirtschaftlich und organisatorisch sinnvoll zu verankern.

Verständliche Darstellung als Voraussetzung für Vertrauen und Entscheidungsfreude

Von der gelungenen Integration ist es ein logischer Übergang zur Frage, wie Inhalte präsentiert werden. Denn Sichtbarkeit allein reicht nicht aus – die Darstellung muss verständlich, transparent und patientenfreundlich sein.
Ein Patientenportal bietet hier ideale Möglichkeiten, die komplexen Inhalte des Wahlleistungsangebots strukturiert und serviceorientiert aufzubereiten:

·      übersichtliche Preis- und Leistungsdarstellungen

·      kompakte FAQ-Bereiche

·      visuelle Einblicke in Komfortbereiche

·      klare Erläuterungen der wahlärztlichen Versorgung

·      Hinweise zu Erstattungen und Versicherungsstatus

 Damit wird aus reiner Informationsvermittlung eine vertrauensbildende digitale Kommunikation. Patienten erleben Wahlleistungen nicht als administratives Pflichtfeld, sondern als nachvollziehbar beschriebenen Mehrwert.

Von der Darstellung zur aktiven Vermarktung: Marketingstrategische Impulse

Ist die Basis geschaffen – Platzierung, Integration und verständliche Inhalte – stellt sich die Frage, wie Kliniken diese Elemente nutzen, um Wahlleistungen tatsächlich aktiv zu vermarkten. Auch hier spielt das Patientenportal eine zentrale Rolle. Es dient als „digitales Schaufenster“, welches professionell gestaltet und präzise gesteuert werden muss. Nachfolgend fünf Tipps:

1. Klare Positionierung der Wahlleistungen

Wahlleistungen sollten eindeutig als Premium-Angebot erkennbar sein. Nutzenorientierte Beschreibungstexte, hochwertige Visualisierungen und ein konsistentes Erscheinungsbild unterstützen die Wahrnehmung als Service mit Mehrwert.

2. Konsistente Darstellung über alle Kanäle

Patienten informieren sich über unterschiedliche Kanäle – online wie offline. Eine abgestimmte Kommunikation verhindert Missverständnisse und schafft ein durchgängiges Markenerlebnis.

3. Integration in den Aufnahmeworkflow

Damit Wahlleistungen nicht übersehen werden, sollten sie als fester Bestandteil des digitalen Aufnahmeprozesses auftreten. Ein klarer, geführter Prozess erhöht die Verbindlichkeit und reduziert zeitaufwändige Rückfragen.

4. Nutzung von Triggern und Hinweisen

Kontextbezogene Hinweise, Kapazitätsanzeigen und automatisierte Erinnerungen fördern die aktive Auseinandersetzung und unterstützen Patienten in ihrer Entscheidungsfindung.

5. Datenbasierte Steuerung

Das Portal liefert wertvolle Analysen zu Nutzerverhalten, Nachfrage und Prozessbrüchen. Diese Daten ermöglichen eine kontinuierliche Optimierung des Angebots – sowohl organisatorisch als auch wirtschaftlich.

Diese strategischen Maßnahmen bilden die Brücke zwischen reiner Service-Information und einer professionellen Vermarktung, die das Wahlleistungsangebot sichtbar, relevant und attraktiv macht.

Interdisziplinäre Umsetzung: Der Erfolgsfaktor hinter der Technik

Ein gut gestaltetes Portal allein führt jedoch nicht zum Erfolg. Die eigentliche Wirksamkeit entfaltet sich erst, wenn interne Strukturen und Verantwortlichkeiten darauf abgestimmt sind. Digitalisierung bedeutet immer auch organisatorische Veränderung – und gerade Wahlleistungen betreffen viele Bereiche gleichzeitig.
Deshalb ist interdisziplinäre Zusammenarbeit unverzichtbar. Erfolgsfaktoren sind unter anderem:

·      standardisierte Datenstrukturen, um konsistente Inhalte sicherzustellen

·      klare Verantwortlichkeiten für alle beteiligten Berufsgruppen und Weiterentwicklung des Portals

·      transparente Workflows zwischen Aufnahme, Pflege, ärztlichem Dienst, Wahlärzten und Controlling

·      Schulungen, die Mitarbeitende befähigen, Wahlleistungen einheitlich und sicher zu kommunizieren 

Erst wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, entsteht ein reibungsloser Gesamt-ablauf – und das Patientenportal wirkt als verbindendes Element zwischen den Bereichen. 

Fazit

Ein Patientenportal eröffnet Kliniken die Chance, Wahlleistungen strategisch in der digitalen Patient Journey zu verankern. Entscheidend ist das Zusammenspiel von frühzeitiger Kommunikation, verständlicher Darstellung, aktiver Vermarktung und interdisziplinärer Organisation. Kliniken, die diese Bausteine kombinieren, schaffen ein modernes, vertrauenswürdiges Serviceerlebnis und steigern zugleich Prozessklarheit, Wirtschaftlichkeit und Zukunftsfähigkeit.

Autorin: Nicole Weider

Ökonomin für Marketing & Kommunikation (VWA)
Kommunikation im Gesundheitswesen | Teamwork | Prozesse | Digital
Fachbuchautorin: www.teamarbeit-im-krankenhaus.de

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